Haben Sie sich schon einmal am Abend oder am Morgen über einen hellen Stern gewundert, der von der westlichen Himmelshälfte in wenigen Minuten in die östliche Himmelshälfte gezogen ist und dabei aber nicht geblinkt hat? Dann war es wahrscheinlich kein Flugzeug, sondern vielleicht sogar eine der beiden Raumstationen. Auch für die Beobachtung von MIR brauchte man kein Fernglas oder Fernrohr. Eine Beobachtung aus Europa war bis zum 12. März 2001 möglich. Die Raumstation MIR hat seit 1986 die Erde 86.331 mal umrundet und dabei über 3,6 Milliarden Kilometer zurückgelegt. Und sie hat dabei mit den über 100 Raumfahrern verschiedener Nationalitäten großartige Raumfahrtgeschichte geschrieben. Viele neue Erkenntnisse der bemannten Raumfahrt konnten mit dieser Raumstation gewonnen werden. Mit der MIR ging eine Ära zu Ende, während mit der ISS schon eine neue begonnen hat. | |
MIR - 30 Meter und 145 Tonnen |
Der Ablauf des MIR-Absturzes
Hier finden Sie eine Übersicht über den genauen Ablauf des MIR-Absturzes. Im Jänner 2001 hat ein unbemanntes Frachtraumschiff an die MIR angedockt. Dieses Frachtraumschiff hat am 23. März 2001 mit seinen Triebwerken die Raumstation MIR über dem Pazifischen Ozean in die Erdatmosphäre gesteuert. Der Wiedereintritt begann etwa über der Position 165 Grad Ost und 07 Grad Süd. Dabei wurde die MIR in viele tausende Teile zerrissen. Die meisten Teile der Raumstation mit 145 Tonnen Masse und 30 Meter Länge sind dabei verglüht. Vom Strand der Stadt Nandi auf den Fidschi-Inseln konnten diese Teile dabei sogar beobachtet und gefilmt werden. Einige große Teile sind jedoch auch in den Pazifischen Ozean gestürzt. Für den Wiedereintritt und Absturz der Raumstation MIR war im Pazifik ein Gebiet von maximal 11.000 x 230 km vorgesehen. Eine entsprechende Vorwarnung wurde aus Sicherheitsgründen schon lange vorher ausgegeben. Zwischenfälle mit herabfallenden Teilen der Raumstation sind bisher keine bekannt geworden.
Kurzbeschreibung der MIR
Die Raumstation MIR umkreiste seit 1986 die Erde alle 92 Minuten in einer durchschnittlichen Höhe von 385 km und mit einer Geschwindigkeit von ca. 27.600 km/h oder 7670 Meter pro Sekunde. Im November 2000 betrug die durchschnittliche Orbithöhe 336 km. Mit einer Gesamtmasse von ca. 145.000 kg und Abmessungen von etwa 30 x 30 x 30 Meter war die MIR bis in das Jahr 2000 noch immer das größte je von Menschenhand geschaffene Objekt im Erdorbit.
MIR war bis August 1999 ständig mit mehreren Raumfahrern besetzt. Am 27. August 1999 um 23h12 MESZ wurde die Raumstation MIR von der vorerst vorletzten Mannschaft verlassen. Diese 27. Mannschaft bestand aus zwei Russen und einem Franzosen. Ihre Landung mit der Raumkapsel S-TM29 erfolgte am 28. August 1999 um 02h30 MESZ ohne Probleme. Die Raumstation wurde weiterhin vom Boden gesteuert und sollte eigentlich im Frühjahr 2000 über dem Pazifik in die Erdatmosphäre eintreten und dabei großteils verglühen.
Im Jahr 2000 war eine private Gesellschaft bemüht, die Raumstation MIR im Orbit zu erhalten und dabei auch kommerziell zu vermarkten. Am 4. April 2000 startete daher um 07h01 MESZ wieder eine Soyuz-TM30 mit zwei Mann Besatzung (Zalyotin und Kaleri) von Baykonur zur Raumstation MIR. Am 6. April 2000 betraten um 11h32 MESZ nach etwas mehr als sieben Monaten wieder zwei Kosmonauten als 28. Mannschaft die Raumstation MIR. Diese endgültig letzte Mannschaft ist am 16. Juni 2000 wieder auf der Erde gelandet.
Wirklich sichtbar an der Raumstation war eigentlich nur das von den Solarpaneelen und Außenflächen reflektierte Sonnenlicht. Dabei konnte die MIR aber neben dem Mond zu einem der hellsten Objekte am Himmel werden. In klaren Nächten war es manchmal sogar möglich, Versorgungsraumschiffe der Sojus-Reihe in der Nähe von MIR "mitfliegen" zu sehen.
Bis Juni 1998 (letzte Shuttle-Mission zur MIR) war es auch möglich, das Space-Shuttle in der Nähe von MIR oder sogar angedockt zu beobachten.
Am 23. März 2001 musste die Raumstation MIR zum Absturz gebracht werden. Ein großartiges Stück Raumfahrtgeschichte ging damit zu Ende.
01. März 2005 |
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