Warum spricht man hier von einem Jahrhundertereignis? Dieser in seiner gesamten Dauer sichtbare Venustransit am 08. Juni 2004 war ein Ereignis wie es in Mitteleuropa zuvor im Jahr 1283 beobachtet werden hätte können. Aber damals wusste noch niemand von solchen astronomischen Ereignissen. Und das Fernrohr wurde auch erst um 1608 vom Niederländer Hans Lippershey erfunden. Nach dem Jahr 2004 wird erst wieder im Jahr 2247 ein ganzer Venustransit von Mitteleuropa sichtbar sein.
Für den Venustransit am 08. Juni 2004 konnte schon ab etwa drei Tage davor mit gutem Wetter gerechnet werden. Einige Vorhersagen zeigten nach den vielen vorangegangenen verregneten Tagen ausgerechnet für Dienstag, den 08. Juni 2004 wolkenlosen Himmel in Niederösterreich. Und diese für das Waldviertel so optimistischen Prognosen sollten dann tatsächlich richtig sein. Ein ungetrübtes Beobachtungserlebnis kündigte sich schon mit dem Sonnenaufgang an. Nicht einmal Morgendunst lag über der Waldviertler Landschaft.
Um dieses für uns alle wohl einmalige Ereignis entsprechend gut beobachten zu können, wurden meine zwei Newton-Spiegelteleskope und das Großfernglas bei uns im Hof aufgebaut. Alle optischen Geräte und deren Sucher waren mit Objektivsonnenfilter hoher optischer Qualität ausgerüstet. Damit konnte die Sonne auch stundenlang gefahrlos beobachtet werden. Mit zahlreichen SOFI-Brillen war auch eine freisichtige Beobachtung dieses astronomischen Jahrhundert-Ereignisses jederzeit möglich. In der schattigen Garage wurde neben einigen Sitzgelegenheiten auch ein schneller ADSL Internetanschluss eingerichtet. Dadurch war es möglich, an zwei Bildschirmen verschiedene aktuelle Bilder von Großteleskopen aus der ganzen Welt zu empfangen oder auch einfach nur nach ergänzenden Informationen im Internet zu suchen.
Mit dem Großfernglas Fujinon 16 x 70 FMT - SX und dem kleinen 3-Zoll Optus-Newton waren jeweils sehr schöne Gesamtansichten der Sonne mit schwarzer Venus davor beobachtbar. Durch die Okulare dieser Geräte wurden auch viele Aufnahmen dieser Gesamtansicht mit DigiCams gemacht. Das Fujinon zeigte wie der Optus die kleinen Sonnenflecken und auch sehr deutlich die Granulation am westlichen Sonnenrand.
Das 10-Zoll Newton Teleskop (254/1200) wurde in Verbindung mit der WebCam und einem Notebook hauptsächlich für Aufnahmen mit 1200mm oder 3000mm Brennweite (mit Powermate) genutzt. Damit wurde der gesamte Verlauf des Venustransit in 69 Bildserien mit insgesamt 18.325 Einzelaufnahmen erfasst. Aus jeweils etwa 150 Bilder wurden dann die jeweils besten ausgesucht, ausgerichtet und zu einer einzigen Aufnahme mit wesentlich höherem Rauschabstand überlagert. So kann man mit Hilfe von speziellen Computerprogrammen die bildverschlechternde Luftunruhe (seeing) zu einem großen Teil aus den Bildern entfernen und damit die Qualität steigern.
Es freut mich, dass an diesem Vormittag insgesamt sogar 30 Personen in unseren Hof kamen, um den Venustransit zu beobachten. Da es ja keine öffentliche Veranstaltung war, ist dieses rege Interesse besonders erfreulich.
Einige Bilder von den Aufbauten am 08. Juni 2004 in Nonndorf |
Alle Zeitangaben auf dieser Seite gelten in Mitteleuropäischer Sommerzeit (MESZ = UT + 2 Stunden) Der Venuseintritt im Waldviertel: 1.Kontakt um 07h19m57s, 2.Kontakt um 07h39m58s |
Zentrale Sonnenflecken, Gesamtansicht von Sonne und Venus, Granulation am westlichen Sonnenrand |
Der Venusaustritt im Waldviertel: 3.Kontakt um 13h03m29s, 4.Kontakt um 13h22m40s |
Abschließend möchte ich mich bei allen Beteiligten für das Interesse und besonders bei meinem Cousin August Kubala für das zweite Notebook und den zusätzlichen TFT-Bildschirm bedanken. Aber auch die spontane Mehlspeisenlieferung von Markus Haidl soll hier nicht unerwähnt bleiben ;-).
13. Juni 2004 |
Fragen und Anregungen an => Gerhard Dangl |
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