Streifende Bedeckung von Stern Aldebaran durch den Erdmond am Taghimmel
08. Mai 2016
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Bedeckungen von Stern Aldebaran durch den Erdmond
Der Beobachtungsort Ravelsbach in Niederösterreich
Ergebnisse und Auswertung der Aufnahmen
Bedeckungen von Stern Aldebaran durch den Erdmond
Der helle Stern Aldebaran (alpha Tauri) im Sternbild Stier wird nach dem Jahr 1999 erstmals wieder in den Jahren 2015 bis 2018 mehrmals durch den Mond bedeckt. Und nach 2018 wird die nächste Aldebaran Bedeckung aber erst wieder im Jahr 2034 beobachtbar sein. Neben vollen Bedeckungen durch den Erdmond kommt es im Zeitraum 2015 bis 2018 auch zu mehreren streifenden Sternbedeckungen durch die Berge und Täler am Mondrand. Diese streifenden Ereignisse können durch Mehrfachbedeckungen innerhalb weniger Sekunden oft spektakulär erscheinen und finden sowohl am Taghimmel als auch am Nachthimmel statt.
Das Resultat der Berechnung einer streifenden Sternbedeckung ergibt unter anderem zwei Linien auf der Erdoberfläche entlang derer dieses Ereignis beobachtbar ist. Eine Linie zeigt den Verlauf für das Nordpolgebiet des Mondes und die zweite zeigt den Verlauf für das Südpolgebiet des Mondes. Im dazwischen liegenden Gebiet erfolgt eine einzige komplette Bedeckung des Sterns durch den Ermond. Damit kann voerest einmal abgeschätzt werden ob die Reise zu einem Standort auf einer dieser Bedeckungslinien mit der dafür notwendigen Ausrüstung möglich ist. Für einen Beobachtungsstandort in Österreich werden 2016 und 2017 insgesamt fünf streifende Bedeckungen von Aldebaran durch den Erdmond aufgelistet.
08. Mai 2016
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Am Vormittag des 08. Mai 2016 gab es eine streifende Bedeckung von Aldebaran durch das Nordpolgebiet des Erdmonds die in Niederösterreich am Südosthimmel beobachtbar war. Der Verlauf der berechneten Linie durchquerte Österreich von Salzburg nach Niederösterreich. Der geringste Abstand dieser Linie lag mit 45 Kilometer relativ nahe an meinem Heimatort 3830 Nonndorf und daher wurde entschieden diese schwierige Beobachtung am Taghimmel doch zu versuchen. Eine streifende Bedeckung Aldebarans durch das Südpolgebiet des Mondes hätte man zeitgleich auch auf einer Linie von Afrika bis Indien beobachten können.
Beobachtungsort Ravelsbach in Niederösterreich (15.8475 O, 48.5550 N)
Der Beobachtungsstandort wird auch durch die Wahl des zu beobachtenden Mondrandprofils mitbestimmt. Für den 08. Mai 2016 habe ich entschieden, das Mondprofil bei -335 Meter unter dem mathematischen Mondrand zu vermessen. Das bedeutet, der Beobachtungsstandort auf der Erde wird dreidimensional so angepasst, dass der Stern bei -335 Meter unter dem mathematischen Mondrand vom nach Osten wandernden Mond passiert und dabei mehrmals bedeckt wird.
Nachdem am Computer mehrere mögliche Beobachtungspositionen ausgewählt wurden, ergab die Besichtigung vor Ort dann eine Entscheidung für den Platz vor dem Altstoffsammelzentrum in 3720 Ravelsbach. Hier sollte am Sonntag Vormittag nach einer relativ kurzen Anreise von etwa 45 Minuten der Aufbau der Ausrüstung und die Beobachtung problemlos möglich sein. Am 08. Mai 2016 zeigten dann einige Spaziergänger und Radfahrer reges Interesse an der geplanten Beobachtung und der aufgebauten Ausrüstung. So entwickelten sich einige interessante Gespräche schon vor der eigentlichen Beobachtung und Videoaufnahme.
Die Beobachtung in Ravelsbach
Daher begann die Suche am Himmel mit der Videokamera WAT-902H2 Ultimate. Da der Stern Aldebaran bedingt durch seine Spektralklasse K5 III einen großen Lichtanteil im langwelligen roten Bereich aussendet, wurde für die Aufnahmen am blauen Taghimmel ein Planet IR Pro 807 Infrarot Filter von Astronomik verwendet. Die relativ steile Transmissionskurve dieses Filters sorgt dafür, dass Wellenlängen unter etwa 775nm blockiert werden und nur langwelligere Lichtanteile auf das CCD der Videokamera gelangen. Das Sony CCD EXview HAD ICX429ALL in der Videokamera hat bei 775nm noch immer eine relative Empfindlichkeit von 35%, und erreicht sogar bei 950nm noch immer 10%. Somit ist diese Kamera auch sehr gut für Aufnahmen im optischen Infrarot geeignet. Mit diesem IR Filter sollte der Kontrast des rötlichen Sterns am blauen Taghimmel doch deutlich erhöht werden. Leider ist das Blickfeld der Videokamera bei 1200 Millimeter Brennweite mit nur 18.3 x 13.7 Bogenminuten sehr klein. Und die Suche nach dem Stern und dem schmal beleuchteten Mondrand war sehr zeitaufwändig. Aber der rötliche Stern Aldebaran konnte am Computerbildschirm dann doch trotz einiger Wolkenschleier rechtzeitig entdeckt werden. Der beleuchtete Mondrand, der ja das Continuum der Sonne reflektiert, hatte jedoch eine deutlich geringere Flächenhelligkeit als der nahezu punktförmige Stern und daher war die schmale Mondsichel eigentlich nur schemenhaft am Bildschirm erkennbar.
Als Teleskop wurde der 10-Zoll Newton mit 1200mm Brennweite verwendet. Als Videokamera wurde eine WAT-902H2 Ultimate CCIR ohne Integration verwendet. In einer Filterschublade befand sich der verwendete Infrarotfilter Planet IR Pro 807. Als Video Time Inserter - VTI wurde ein KIWI-OSD mit Garmin GPS18x LVC Sensor verwendet. Die Montierung Skywatcher EQ6 wurde vom Notebook via EQMOD und Guide9 gesteuert. Die Videoaufzeichnung erfolgte über einen TIS Converter via USB3.0 auf dem schnellen SSD des Notebook.
Ergebnisse und Auswertung der Aufnahmen
Diagramm vom Aufbau der Ausrüstung am 08. Mai 2016
Die Festlegung eines geeigneten Beobachtungsstandortes wird durch ein selbst entworfenes Excel Berechnungsblatt unterstützt. Wenn es mir möglich ist, wird der Beobachtungsplatz nicht nur virtuell am Computer bestimmt sondern auch einige Tage vor der Beobachtung besichtigt um bei unvorhersehbaren Problemen vor Ort einen alternativen Beobachtungsstandort zu suchen. Dabei ist es oft notwendig den Beobachtungsstandort innerhalb eines Toleranzbandes von wenigen Metern Breite zu wählen, um das gewünschte Mondprofil vermessen zu können. Eine weitere Schwierigkeit bei der Standortwahl ergibt sich, weil dieses Toleranzband mit Änderung der Meereshöhe des Beobachtungsstandortes am Boden auch zusätzlich horizontal zu verschieben ist. Somit wird in der Realität aus der geraden Linie eine gezackte Linie die sich bei höher gelegener Beobachtungsposition zum Mond und umgekehrt verschiebt.
Die Beobachtung in Ravelsbach am Taghimmel war dann doch deutlich schwieriger als erwartet. Der Himmel zeigte sich nicht völlig klar sondern war meist von feinen Wolkenstrukturen durchzogen. Der Mond mit nur 3.85% beleuchteter Sichel stand nur 22.6 Grad neben der hellen Sonne. Daher waren Mond und Stern Aldebaran am Taghimmel neben der Sonne mit freiem Auge nicht zu erkennen. Somit ergab sich das Problem, dass nach dem Aufstellen der EQ6 Montierung nur die Sonne als einziger Referenzpunkt am Himmel zur Basisausrichtung genutzt werden konnte. Dafür wurden jeweils Sonnenfilter auf Sucher und Teleskop aufgesetzt. Nach der Positionierung auf die Sonne als Referenzpunkt wurde das Teleskop auf die berechnete Mondposition gesteuert und die Sonnenfilter wieder entfernt. Leider war die schmale Mondsichel auch im relativ großen Blickfeld des Sucherfernrohrs nicht erkennbar. Der Himmel war so nahe neben der Sonne einfach viel zu hell.
Trotz schwieriger Beobachtungsverhältnisse konnten am 08. Mai 2016 in Ravelsbach insgesamt sechs aufeinanderfolgende einzelne Bedeckungsereignisse innerhalb von 76 Sekunden erfasst und auf Video mit GPS Zeiteinblendung aufgenommen werden. Die Zeitinformationen sind systembedingt mit Toleranzen von nur +/- 20 Millisekunden den Ereignissen zugeordnet. Aufgrund der extrem schwierigen Aufnahmebedingungen war eine direkte und automatisierte Videoauswertung per Software nicht möglich. Schlechter Kontrast und zu rasche Bewegungen durch starke Windböen waren das Hauptproblem. Daher wurden fast 10.000 Videoeinzelbilder aus dieser streifenden Sternbedeckung manuell analysiert. Die Messdaten wurden an den IOTA graze coordinator in Japan, der alle weltweit gemachten Beobachtungen von streifenden Sternbedeckungen auswertet, weitergeleitet.
Video von D1/R1
AVI Dateiformat - 4.5MBVideo von D2/R2 + D3/R3 + D4/R4
AVI Dateiformat - 4.8MBVideo von D5/R5 + D6/R6
AVI Dateiformat - 3.2MB
File name : 2016_05_08_dangl_graze.dat
Reduction date : Montag, 27. Juni 2016
Ephemeris : DE430,422 (1600/2250), DE422 (-2999/3000)
Limb basis : LRO Lunar Orbiter Laser Altimeter [LOLA]
O-C basis : limb correction applied
Telescopes:
Aperture Longitude Latitude Alt
# cm o ' " o ' " m
A 25 + 15 50 51.1 +48 33 17.9 268
ref Tel Observer Star No. y m d h m s PhGrMrCeDb O-C limb PA l b AA P D scale
001 A Gerhard Dangl R 692 2016 5 8 7 46 0.71 DB G G 1 -0.02 0.44 349.13 4.55 7.27 357.49 358.04 -7.20 1.070
002 A Gerhard Dangl R 692 2016 5 8 7 46 20.99 RB G G 1 -0.04 0.15 348.47 4.55 7.27 356.82 357.36 -7.25 1.070
003 A Gerhard Dangl R 692 2016 5 8 7 46 29.67 DB G G 1 -0.01 0.03 348.18 4.55 7.27 356.54 357.08 -7.27 1.070
004 A Gerhard Dangl R 692 2016 5 8 7 46 32.23 RB G G 1 -0.01 0.00 348.10 4.55 7.27 356.45 356.99 -7.28 1.070
005 A Gerhard Dangl R 692 2016 5 8 7 46 34.27 DB G G 1 -0.03 0.00 348.03 4.55 7.27 356.39 356.93 -7.28 1.070
006 A Gerhard Dangl R 692 2016 5 8 7 46 36.39 RB G G 1 -0.01 -0.03 347.96 4.55 7.27 356.32 356.86 -7.29 1.070
007 A Gerhard Dangl R 692 2016 5 8 7 46 37.71 DB G G 1 -0.04 -0.01 347.92 4.55 7.27 356.27 356.81 -7.29 1.070
008 A Gerhard Dangl R 692 2016 5 8 7 46 41.43 RB G G 1 -0.01 -0.06 347.80 4.55 7.27 356.15 356.69 -7.30 1.070
009 A Gerhard Dangl R 692 2016 5 8 7 47 3.59 DB G G 1 -0.05 -0.06 347.07 4.55 7.27 355.42 355.96 -7.35 1.070
010 A Gerhard Dangl R 692 2016 5 8 7 47 4.33 RB G G 1 -0.04 -0.07 347.05 4.55 7.27 355.40 355.93 -7.35 1.070
011 A Gerhard Dangl R 692 2016 5 8 7 47 6.95 DB G G 1 -0.05 -0.06 346.96 4.55 7.27 355.31 355.85 -7.36 1.070
012 A Gerhard Dangl R 692 2016 5 8 7 47 16.77 RB G G 1 -0.03 -0.03 346.64 4.55 7.27 354.99 355.52 -7.38 1.070
Mean residual of events involving single stars: -0.03" ±0.01"
Explanation of columns 'PhGrMrCeDb'
Ph - Phase of the event.
1st character D = disappear, R = reappear, B = blink, F = flash, M = Miss
2nd character D = dark limb, B = bright limb, U = in umbra of lunar eclipse
Gr - G if the event is during a graze
Mr - Method of timing and recording. Main types are:
G = video with time insertion, V = video with other time linking
S = visual using a stopwatch, T = visual using a tape recorder, E = eye/ear
Ce - Certainty. 1 = certain, 2 = may be spurious, 3 = most likely spurious
Db - Double star indication - West, East, North, South, Brighter, Fainter
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